Liebe Leser*innen,
das DIPF unterstützt das Bildungswesen mit empirischer Bildungsforschung, digitaler Infrastruktur und Wissenstransfer. Und hierbei setzen wir uns vier strategische Schwerpunkte: Unter Berücksichtigung aller Akteur*innen und Voraussetzungen erforschen wir erstens die differenziellen Bildungsbedingungen und -verläufe. Ziel ist, die individuelle Förderung und somit den Lernerfolg zu verbessern. Wir treiben zweitens die Weiterentwicklung von Bildung in der digitalen Welt voran, damit sie fair und nachhaltig umgesetzt wird. Drittens engagieren wir uns für Open Science, für offene Zugänge zu Wissen und offene Möglichkeiten, Wissen zu produzieren. Und viertens realisieren wir Transfer und Transferforschung, denn von einem Austausch zwischen Praxis, Verwaltung, Politik, Forschung und breiter Öffentlichkeit profitieren alle Beteiligten und vor allem die Lernenden selbst. Über das Zusammenwirken dieser vier Schwerpunkte leistet das DIPF einen zentralen Beitrag für eine qualitätsvolle, verantwortliche, international anschlussfähige und Gerechtigkeit fördernde Bildung. Der vorliegende Tätigkeitsbericht zeigt Ihnen anschaulich, mit welch mannigfaltigen Aktivitäten unser Institut diese Ziele in den Jahren 2023 und 2024 verfolgt hat.
So konnten wir erneut die Forschung am DIPF stärken. Uns freut ungemein, dass wir mit PD Dr. Katharina Vogel eine exzellente Expertin für die von uns und der Humboldt-Universität zu Berlin berufene Professur „Historische Bildungsforschung mit Schwerpunkt Digital Humanities“ gewonnen haben – ein wegweisendes Zukunftsfeld. Zudem bringen wir uns stets in produktive Netzwerke und Kooperationen ein. Das gilt für den regionalen Raum, wo das DIPF jetzt Teil der „Frankfurt Alliance“ ist, in der 16 wissenschaftliche Einrichtungen aus dem Rhein-Main-Gebiet Synergien nutzen. Das gilt für das internationale Feld, wenn wir in der DFG-geförderten Forschungsgruppe „Kritisches Denken in Online-Lernumgebungen in der Hochschulbildung“ (CORE) auch mit den Universitäten Harvard und Stanford im Austausch stehen. Und das gilt für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit der Beteiligung am LOEWE-Zentrum „DYNAMIC“, das zu psychischen Erkrankungen forscht.
Auch unsere Infrastrukturangebote konnten wir maßgeblich weiterentwickeln. Es bestätigt die erstklassige Arbeit des von uns koordinierten „Fachinformationsdienstes Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung“, dass er für drei weitere Jahre von der DFG gefördert wird – was unter anderem für einen Ausbau der Open-Science-Angebote genutzt wird. Mit der Mastodon-Instanz „eduresearch.social“ ermöglichen wir der Bildungsfachwelt nun einen datenschutzkonformen Social-Media-Austausch. Außerdem geben wir mit einer neuen Wissensplattform einen strukturierten und nutzungsfreundlichen Einblick in die fesselnden Ergebnisse des bildungshistorischen Forschungsverbunds „Bildungs-Mythen über die DDR – eine Diktatur und ihr Nachleben“.
Das DIPF steht nach wie vor für ein weitreichendes Monitoring des Bildungssystems und konstruktive Politikberatung. Der unter unserer Federführung erstellte nationale Bildungsbericht ist bereits zum zehnten Mal erschienen und hat sich in seinem Schwerpunktkapitel der beruflichen Bildung gewidmet. Insgesamt konstatiert er ein deutsches Bildungssystem, das am Anschlag arbeitet und unter großem Anpassungsdruck steht. Ein Impulspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK hat sich wiederum mit dem Einsatz großer KI-Sprachmodelle in der Bildung befasst. An dem Papier waren Prof. Dr. Hendrik Drachsler als Mitautor und ich als Mitglied der Kommission beteiligt. Es macht die enormen Potenziale der Technik deutlich, sieht aber auch hohen Qualifizierungs- und Regelungsbedarf.
Von immenser Bedeutung sind für uns weiterhin Transferaktivitäten und die praxisorientierte Forschung. Hier wäre zum Beispiel das gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main initiierte Programm der Campusschulen zu nennen. Dabei tauschen sich Schulen im Rhein-Main-Gebiet eng mit der Forschung aus, um die Bildungschancen für heterogene Lerngruppen zu verbessern. Ein außergewöhnlicher Erfolg ist zudem, dass wir die wissenschaftliche Begleitung des Startchancen-Programms koordinieren. Es unterstützt 4.000 Schulen in sozial herausfordernden Lagen, baut dabei systematisch auf bestehenden Strukturen auf und integriert alle Beteiligten. Ein Kernbaustein ist das Governance-Zentrum. Darüber erarbeiten die Steuerungs- und Unterstützungssysteme der Schulen gemeinsam mit der Forschung neues Lenkungswissen und entwickeln innovative Kooperationsformate. Dass wir für die Leitung dieses Zentrums Dr. Martina Diedrich, die vormalige Direktorin des Hamburger Instituts für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung, gewinnen konnten, verdeutlicht die Bedeutung dieses Ansatzes.
Lassen Sie mich zum Schluss unseren hochqualifizierten und engagierten Mitarbeiter*innen danken. Ihnen wollen wir bestmögliche Arbeitsbedingungen bieten. So wurde das DIPF bereits mehrfach als familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet und hat nun auch das Zertifikat „berufundfamilie +vielfalt“ erhalten. Es ist für uns Bestätigung und zugleich geben wir damit ein Versprechen: Alle Beschäftigten sollen unabhängig von ihren persönlichen Hintergründen und Voraussetzungen Wertschätzung erfahren und sich mit den großen Potenzialen dieser Vielfalt einbringen können. Darauf bin ich stolz!
Jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen, herzlichst
Ihr Kai Maaz,
Geschäftsführender Direktor des DIPF