Digital History of Education Lab (DHELab)

Im September 2023 stellte die BBF das Konzept ihres neuen „Digital History of Education Lab“ (DHELab) im Rahmen der Jahrestagung der „Sektion Historische Bildungsforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) vor. Das große Interesse der Fachcommunity zeigt die Relevanz des neuen Angebots.
Das Konzept
Das DHELab ist sowohl ein physischer als auch ein virtueller Ort. Es ermöglicht, innovativ mit Beständen zu arbeiten und Methoden sowie Tools für die digitale Bildungsgeschichte zu erproben, zu vermitteln und zu präsentieren. Denn vor dem Hintergrund der digitalen Transformation der Geisteswissenschaften (Digital Humanities) steht auch die historische Bildungsforschung vor der Herausforderung, vermehrt mit digitalen Quellen zu arbeiten, entsprechende Tools und Methoden anzuwenden und deren Funktionsweisen zu verstehen, was unter „Digital History of Education“ zusammengefasst werden kann. Dazu gehört auch, diese Werkzeuge kritisch auf ihre Potenziale und Reichweite beziehungsweise Grenzen zu hinterfragen. Das DHELab orientiert sich an Konzepten wie „FabLabs“ und „Makerspaces“, die sich zunehmend auch in wissenschaftlichen Bibliotheken etablieren. Demgemäß will das BBF-Angebot eine offene Erprobungsstätte sein, die die Forschenden dazu befähigt, Methoden und Ansätze selbst umzusetzen. Darüber hinaus bietet das DHELab Möglichkeiten des kollaborativen Arbeitens und der Vernetzung. Das erweitert den Fokus und fördert neue Kooperationen, was mit Blick auf die zunehmend interdisziplinären Anforderungen an Forschungsprojekte immer wichtiger wird. In dem neuen Angebot verbindet die BBF ihre Forschungskompetenzen mit ihrer bibliothekarischen, archivarischen und informationswissenschaftlichen Expertise im Aufbau und Betrieb von Informationsinfrastrukturen.
Veranstaltungen, Vorträge und Austausch mit der Fachcommunity
Seit Oktober 2023 läuft die Online-Vortragsreihe „Last Friday’s Lab Talk“, die jeweils am letzten Freitag im Monat einen Beitrag zu unterschiedlichen Themen aus dem Feld der Digital History of Education bietet. Bis Ende 2024 fanden elf Vorträge mit Referen*innen aus der Abteilung und von verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen statt. Sie boten unter anderem einen „Kurzeinstieg in die digitale Quellenkritik“, einen Überblick über „Text Mining in der Historischen Bildungsforschung“ und mit „Pädagogisches Lehrbuchwissen 1750 – 1850“ ein Anwendungsbeispiel digitaler Methoden. Schwerpunktmäßig konzentrierte sich das Programm auf die Themen Visualisierung von Forschungsdaten und Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI), beispielsweise bei der Literaturrecherche oder beim Schreiben selbst.
Die Vorträge fanden eine große Resonanz mit bis zu 269 Teilnehmenden. Insbesondere die KI-Themen standen im Fokus des Interesses. Seit April 2024 werden die Vorträge – sofern die Referent*innen zustimmen – aufgezeichnet und die Videos auf der BBF-Website zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus führte das Team des DHELab im März und April 2024 eine Online-Umfrage zum aktuellen Stand der digitalen Forschungspraxis in der deutschsprachigen historischen Bildungsforschung durch. Befragt wurden Studierende, Mitarbeitende und Professor*innen in diesem Feld. Die insgesamt 129 Beteiligten gaben unter anderem Auskunft über die von ihnen bearbeiteten Forschungsfragen, über digitale Methoden und Werkzeuge, mit denen sie bereits arbeiten beziehungsweise die sie in Zukunft einsetzen wollen, sowie über Workshop-Formate und -Themen, an denen sie Interesse hätten (siehe Grafik „Digital History of Education …“). Auf der Basis dieser Erhebung will die BBF ihre Angebote im Bereich der Digital History of Education noch besser auf ihre Zielgruppen zuschneiden.
Ende 2024 stand wiederum die Multimodalität im Forschungsprozess der Digital History of Education im Fokus einer interdisziplinären Präsenzveranstaltung in der BBF. Die Teilnehmenden diskutierten das Thema theoretisch und anwendungsbezogen entlang von vier Aspekten: Bilder erzeugen – Bilder deuten – Texte schreiben – Texte lesen. Weitere Veranstaltungen des DHELab sind in Planung und sollen sich an spezielle Zielgruppen richten – zum Beispiel die „Emerging Researchers“ in der „Sektion Historische Bildungsforschung“ der DGfE.
Nicht zuletzt beteiligten sich die im DHELab tätigen Mitarbeiter*innen mit Vorträgen an verschiedenen externen Veranstaltungen. Dazu gehörten die Bibliothekstagung „BiblioCon 2024“ in Hamburg und die Jahreskonferenz der internationalen Digital-Humanities-Community, die 2024 in Arlington, USA, stattfand. Die Forscher*innen engagierten sich auch in mehreren Netzwerken und konnten so das DHELab bekannt machen. Beispiele hierfür:
- Die Wissenschaftler*innen brachten sich in die mit „Optical Character Recognition“ sowie „Zeitungen und Zeitschriften“ befassten Arbeitsgruppen des Verbands der „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum“ (DHd) ein.
- Sie wirkten im Netzwerk „Research Institutions in Digital Social and Cultural Studies and Humanities Berlin/Brandenburg“ (RIDSCH) mit. Zu einzelnen Mitgliedern dieses Netzwerks bestehen besonders enge Kontakte, zum Beispiel zum Lehrgebiet „Digital History“ und zu der „Kompetenzwerkstatt Digital Humanities“, die beide an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) angesiedelt sind.
- Durch die Teilnahme an einem von der Kompetenzwerkstatt der HU durchgeführten Booksprint, einer gemeinschaftlichen Methode zum Verfassen von Büchern, erweiterte das Team seine Lab-spezifische Expertise. Impulse in diese Richtung bietet auch das Engagement im Netzwerk der Bibliotheks-Labs.
Literatur
Kaden, B. & Freyberg, L. (2023). Makerspaces und Library Labs in wissenschaftlichen Bibliotheken: Zwischen physischem Raum und forschungsorientierter Ausrichtung. Libreas, (44). doi:18452/28269
Freyberg, L. (2023). Visualisierung [Ver. 2.0, 2024]. In AG Digital Humanities Theorie des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (Hrsg.), Begriffe der Digital Humanities: Ein diskursives Glossar (Working Papers, Bd. 2). Wolfenbüttel: Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel. doi:17175/wp_2023_014_v2
Vogel, K. (2024). Die Erziehungswissenschaft der Gegenwart im Spiegel ihrer Theorierezeption. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 27(5), 1217-1236. doi:1007/s11618-024-01264-1