Projekt „Transformation des Jahrbuchs für Historische Bildungsforschung in ein Open Access Journal“

Das Jahrbuch für Historische Bildungsforschung (JHB) ist das zentrale Periodikum der bildungshistorischen Forschung im deutschsprachigen Raum. Seit 1993 repräsentiert es deren vielfältige Ansätze, Theorien und Themen. Herausgegeben wird das Jahrbuch von der „Sektion Historische Bildungsforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) in Zusammenarbeit mit der BBF.
Von 2022 bis 2024 hat die Abteilung das JHB im Rahmen eines Projekts, das von der DFG gefördert wurde, in ein Open-Access-Journal umgewandelt. Zugleich wurde die Zeitschrift auf eine hybride Erscheinungsweise (gedruckt und online) umgestellt. Das Vorhaben wurde in enger Kooperation mit der Sektion Historische Bildungsforschung und dem Verlag Julius Klinkhardt umgesetzt. Die im Projekt entwickelten Lösungen stellen sicher, dass die digitalen und gedruckten Erscheinungsformen konsistent sind und nicht als voneinander abweichende Versionen zitiert werden müssen. Die Beiträge erscheinen unter einer Creative-Commons-Lizenz. Das ermöglicht einen freien Zugang zu diesem bildungshistorischen Wissen.
Das maschinenlesbare Textformat der „Text Encoding Initiative“ (TEI), das auch im Projekt zu Wilhelm Reins pädagogischem Korrespondenznachlass zum Einsatz kommt (siehe „Erziehung über Grenzen …“), bildete die Grundlage für die digitale Repräsentation. Alle eingereichten Beiträge werden zunächst in TEI überführt. Diese Originalversion bildet dann die Grundlage für die weiteren Repräsentationen: die frei zugängliche Online-Version und die PDF-Ausgabe als Abbild der Druckfassung. Auf der Grundlage der in XML codierten Texte werden die Beiträge mit weiteren Informationen angereichert:
- Die jeweiligen Literaturverzeichnisse werden in dem Literaturverwaltungstool „Zotero“ online gepflegt und automatisch in die Beiträge integriert. Die Lesenden können so die ganze Bibliografie oder einzelne Titel automatisch in ihre persönliche Literaturverwaltung importieren und sie so nachnutzen.
- Jeder Beitrag erhält einen „Digital Object Identifier“ (DOI), sodass die Texte dauerhaft zitierfähig sind.
- Die Autor*innen sind angehalten, ihre „Open Researcher and Contributor ID“ (ORCID) anzugeben. Das ermöglicht es, die Informationen zu ihrer Person zu identifizieren und zu verknüpfen.
Mit dieser Datenbasis und der Anpassung der Software steht nun eine fachliche Infrastruktur bereit, die es erlaubt, Fachaufsätze der Bildungsgeschichte vernetzt und angereichert zu publizieren. Das erweitert die Darstellungs- und Auswertungsmöglichkeiten im Sinne einer Digital History of Education:
- Zitierte Quellen werden aus Repositorien über den Standard „International Image Interoperability Framework“ (IIIF) in die Textdarstellung integriert. Sie sind damit interaktiv zugänglich, zum Beispiel mit Zoomfunktion, und bleiben zugleich mit ihrem Ursprungskontext verbunden.
- Damit dynamische Anreicherungen der Texte auch über die Printversion leicht zugänglich sind, erzeugt die Redaktion QR-Codes, die auf die zusätzlichen Inhalte verlinken und direkt aufgerufen werden können.
- Dank des TEI/XML-Formats und der offenen Lizenz können Interessierte jeden publizierten Fachaufsatz automatisch auswerten und nachnutzen.
Die Plattform des JHB basiert auf „TEI-Publisher“, einer speziell für digitale Editionen entwickelten Software. Gemeinsam mit der Firma „eXist Solutions“ hat das wissenschaftliche Team das System zu Beginn des Projekts an die Anforderungen einer Fachzeitschrift angepasst. Diese technischen Grundlagen wurden im Anschluss mit jedem Band weiter optimiert.
Im Projektzeitraum sind bereits vier Jahrbücher (Bände 27 bis 30) in dem angereicherten Online-Format erschienen. Zusammen mit den als PDF verfügbaren älteren Jahrgängen sind sie auf der neuen Online-Präsenz des JHB zu finden. Die Projektverantwortlichen sind bereits dabei, die neuen technischen Möglichkeiten innerhalb der Fachcommunity zu verbreiten, indem sie potenzielle Nutzer*innen gezielt persönlich ansprechen, das Angebot auf Fachveranstaltungen vorstellen und Workshops für interessierte Wissenschaftler*innen durchführen.
Literatur
Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft / Sektion Historische Bildungsforschung & DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation / Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. Jahrbuch für Historische Bildungsforschung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Verfügbar unter: https://jb-historische-bildungsforschung.de/index.html
Hoffmann-Ocon, A., Kössler, T. & Reh, S. (Hrsg.). (2024). Temporalitäten: Zur Geschichte des Verhältnisses von Erziehung, Zeit und Zeiten (Jahrbuch für Historische Bildungsforschung, Bd. 29). Bad Heilbrunn: Klinkhardt. doi:25656/01:29983