Nationaler Bildungsbericht
Der nationale Bildungsbericht ist ein wesentlicher Eckpfeiler des Bildungsmonitorings von Bund und Ländern. Seit 2006 erscheint er alle zwei Jahre und bietet eine empirische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens – von der frühen Bildung bis zur Weiterbildung. Zielgruppen sind die Bildungspolitik, die Bildungsverwaltung, und die Bildungspraxis sowie die interessierte Öffentlichkeit. Die 2024 veröffentlichte zehnte Ausgabe des Berichts widmete sich in ihrem Schwerpunktkapitel der beruflichen Bildung. Dabei beleuchtete der Bericht zentrale Herausforderungen und Entwicklungen, etwa bei Berufsorientierung, Berufswahl und beruflicher Qualifizierung – von der ersten Berufswahlentscheidung im Jugendalter über Abbrüche und Umorientierungen bis hin zur Weiterqualifizierung und Beschäftigung. Das verdeutlichen folgende zentrale Befunde:
- Komplexe Governance-Strukturen: Die berufliche Bildung erstreckt sich über Ausbildung, Weiterbildung und hochschulische Bildung, was die Rahmenbedingungen für die Steuerung besonders komplex macht.
- Entwicklungsbedarfe in der Berufsorientierung: Die berufliche Orientierung im Jugendalter ist entscheidend für den weiteren Bildungsverlauf. Befunde deuten jedoch darauf hin, dass sich Jugendliche nicht ausreichend auf die Berufswahl vorbereitet fühlen, obwohl das Teil des schulischen Curriculums ist.
- Übergangsprobleme: Trotz kurzer Unterbrechungen oder Verzögerungen bei der Einmündung gelingt Jugendlichen in drei Vierteln der Fälle der Übergang in Ausbildung oder Studium. 22 Prozent der Jugendlichen haben wiederum Probleme beim Übergang. Besonders betroffen sind Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte und aus sozioökonomisch weniger privilegierten Familien. Rund zwei Drittel der Jugendlichen mit Mittlerem Schulabschluss wählen eine Ausbildung, die nicht ihrem Wunschberuf entspricht. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Ausbildung abbrechen.
- Übergangsmaßnahmen mit begrenzter Wirkung: Zwar können Jugendliche ohne Ersten Schulabschluss diesen im Übergangssektor nachholen, jedoch gehen sie danach häufig in Ausbildungen mit niedrigem Berufsprestige über. Außerdem sind nach 36 Monaten nur noch etwas mehr als 60 Prozent der Teilnehmenden des Übergangssektors in einer vollqualifizierenden Ausbildung und bei fast der Hälfte von ihnen besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Ausbildung instabil verläuft und in Arbeitslosigkeit mündet.
- Mehrheit der Ausbildungsverläufe ohne Unterbrechungen: Drei Viertel der Auszubildenden schließen ihre Bildungsgänge ab. Demgegenüber riskiert unter denjenigen, die ihre Ausbildung abbrechen, ein Drittel instabile Bildungsverläufe oder gar das Nichterreichen eines Ausbildungsabschlusses.
- Unterschiedliche Höherqualifizierungen: Während Bachelorabsolvent*innen meist ein Masterstudium anschließen, ist eine Höherqualifizierung nach der Ausbildung selten. Absolvent*innen beginnen nur in zehn Prozent der Fälle ein Studium und nur zu fünf Prozent eine höherqualifizierende Berufsbildung.
- Nach Abschluss meist Übergang in Erwerbstätigkeit: Hochschul- und Ausbildungsabsolvent*innen finden in der Regel schnell eine angemessene Beschäftigung, auch wenn sich der Übergang nach der Hochschule leicht verzögert. Formal gering Qualifizierte haben ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko. Aber auch in dieser Gruppe sind fast zwei Drittel erwerbstätig. Zu 60 Prozent arbeiten sie auf Fachkraftniveau, häufig jedoch in Berufen mit ungünstigen Beschäftigungsbedingungen.
Ausgewählte Publikationen
Maaz, K., Artelt, C., Brugger, P., Buchholz, S., Kuger, S., Kühne, S., Leerhoff, H., Schrader, J., Seeber, S., Arnoldt, B., Bach, M., Herrmann-Feichtenbeiner, V., Hoffmann, M., Kerst, C., Kohl, J., Kopp, K., Krug von Nidda, S., Lühe, J., Lochner, S., Malchin, A., Mank, S., Nauenburg, R., Richter, M., Tiedemann, C., Ziesmann, T. & Euler, D. (2024). Bildung in Deutschland 2024: Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung. Bielefeld: wbv Media. doi:3278/6001820iw