Forschungsdaten Bildung
Im Arbeitsbereich „Forschungsdaten Bildung“ unterstützt ein interdisziplinäres Team aus Bildungs-, Sozial- und Informationswissenschaftler*innen andere Forschende und wissenschaftliche Institutionen dabei, wissenschaftliche Daten zu nutzen und zu teilen. Diese Aktivitäten sind Teil des strategischen Institutsschwerpunkts „Open Science“. Sie umfassen Informationsangebote, gezielte Austauschformate, technische Infrastrukturen und Forschung.
Als eine zentrale Aufgabe koordiniert der Arbeitsbereich den „Verbund Forschungsdaten Bildung“ (VerbundFDB), der sich dafür einsetzt, die Datennachnutzung als akzeptierte Forschungspraxis zu etablieren. Der VerbundFDB vernetzt Forschungsdatenzentren (FDZ) der Bildungsforschung, um deren Angebote abgestimmt weiterzuentwickeln und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Das FDZ Bildung am DIPF ist eines von 13 dieser Datenzentren. Es archiviert unter anderem Videodaten, Transkripte, Testinstrumente und Fragebögen. Dazu gehören zum Beispiel 276 Unterrichtsvideos sowie Tafelbilder und Unterrichtsaufgaben der TALIS-Videostudie zu Mathematikunterricht in Deutschland. Die Studie wurde seit 2022 mehr als 100-mal für Sekundärforschung angefragt. Um künftig auch Logdaten aus der institutsübergreifenden Initiative „Sharing and Reusing Data“ (ShaReD) anbieten zu können, wurden die Archivierungs- und Dokumentationsprozesse des FDZ Bildung angepasst (siehe dazu auch das Interview mit Arbeitsbereichsleiterin Dr. Sonja Bayer).
Die beiden dauerhaft angebotenen Dateninfrastrukturen sind über die Websites www.forschungsdaten-bildung.de und www.fdz-bildung.de zugänglich. Sie bieten Informationen zum Teilen und Nutzen von Daten sowie zum Forschungsdatenmanagement. Die Website des VerbundFDB wurde in den letzten zwei Jahren strukturell, optisch und inhaltlich umfassend überarbeitet. Hinweise hierfür ergaben sich aus einer Nutzer*innenstudie. Damit will der Verbund unter anderem stärker darauf hinwirken, dass bestehende Daten genutzt werden. Dazu tragen etwa Praxisbeispiele und ein einfacherer Zugriff auf die Datensuche bei.
Der Arbeitsbereich beteiligt sich auch aktiv am Aufbau der „Nationalen Forschungsdateninfrastruktur“ (NFDI), insbesondere im Konsortium, das die Daten der Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften in den Blick nimmt (KonsortSWD). Seit 2024 baut der Arbeitsbereich unter anderem eine zentrale Beratungsstelle für das Konsortium auf. Darüber sollen sich die Beteiligten leichter über die entsprechenden Services informieren können. Zudem will die Beratungsstelle die Angebote und Akteur*innen besser vernetzen. Sie wird Anfang 2025 ihre Arbeit aufnehmen.
Weitere Maßnahmen aus dem Berichtszeitraum:
- Der Arbeitsbereich hat die digitale und monatlich durchgeführte Workshop-Reihe „Meet-the-Data“ initiiert: FDZ stellen dabei die Analysepotenziale verfügbarer Daten der Bildungsforschung vor und tragen so zu deren Sichtbarkeit bei. Die Reihe richtet sich insbesondere an Doktorand*innen und Studierende. Sie wird im Rahmen von KonsortSWD thematisch breiter fortgeführt (siehe Infoseite).
- Teammitglieder des VerbundFDB veröffentlichten gemeinsam mit weiteren Partner*innen ein Special Issue zu verfügbaren Daten der Bildungsforschung im „Journal of Open Psychological Data“. Die 13 Beiträge erläutern Zugänge, Forschungspotenziale und Analysehinweise.
- Die Expertise des Arbeitsbereichs, insbesondere zu rechtlichen Forschungsdatenfragen, ist in die Weiterentwicklung des „Standardisierten Datenmanagementplans“ (Stamp) eingeflossen. Er bietet Informationen, Vorlagen und Praxisbeispiele für ein strukturiertes Forschungsdatenmanagement. Der Stamp ist aus dem BMBF-Projekt „Data-Domain-Protokoll“ hervorgegangen und wurde nun anhand informationswissenschaftlicher Erkenntnisse nutzungsfreundlicher und zielgruppenspezifischer umgesetzt. Er ist auf der Website des VerbundFDB verfügbar.
Ausgewählte Publikationen
Bauder, T., Bollig, S., Eßer, F., Hünersdorf, B., Imeri, S., Leser, C. & Machold, C. (2024). What’s new? Ethnographische Forschung im Kontext neuer Forschungs(daten)infrastrukturen: Ethik, Datenmanagement und Nachnutzung. In J. Budde, G. Rißler, M. Meier-Sternberg & A. Wischmann (Hrsg.), What’s new? Neue Perspektiven in ethnographischer Erziehungswissenschaft (Studien zu Differenz, Bildung und Kultur, Bd. 15, S. 35-60). Opladen: Budrich.
Bayer, S., Blask, K., Gnambs, T., Jansen, M., Maehler, D. B., Meyermann, A. & Neuendorf, C. (2023). Data for psychological research in the educational field: Spotlights, data, infrastructure and findings from research. Journal of Open Psychological Data, 11(1), 19. doi:5334/jopd.105
DDP-Bildung & Verbund FDB (2024). Stamp – Standardisierter Datenmanagementplan [Ver. 1.0]. Frankfurt am Main: DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Verfügbar unter: https://www.forschungsdaten-bildung.de/stamp