Die Abteilung „Lehr- und Lernqualität in Bildungseinrichtungen“ (LLiB) beschäftigt sich mit Lehr- und Lernprozessen im Unterricht – in Schulen und Hochschulen. Sie erforscht unterschiedliche Lernarrangements in diesen Kontexten. Ziel ist zu verstehen, unter welchen Bedingungen Lernende mit unterschiedlichen Voraussetzungen von diesen profitieren. Darauf aufbauend will LLiB herausarbeiten, wie man Lehrpersonen bestmöglich darin unterstützen kann, qualitativ hochwertige Lerngelegenheiten zu schaffen. Um diese Fragen empirisch beantworten zu können, entwickelt die Abteilung innovative Verfahren und Methoden zur Erfassung von Lernergebnissen und Lernprozessen. Ein besonderer Schwerpunkt der Forschenden liegt darauf, die gewonnenen Erkenntnisse für Lehrkräfte nutzbar zu machen. Durch kooperative Austauschformate wird daher die Verbindung zwischen Bildungsforschung und Schulpraxis gestärkt.
Worauf fokussiert sich die Abteilung LLiB?
Forschung, Infrastrukturangebote und Transferaktivitäten der Abteilung richten sich nach vier Themenbereichen aus. In den Jahren 2023 und 2024 wurden zu diesen Themen mehrere große Projekte begonnen und neue Transferformate entwickelt:
(a) Lehr- und Lernqualität im Kontext von Heterogenität
Das Unterrichten von Schüler*innen mit unterschiedlichen Voraussetzungen stellt Lehrkräfte vor große Herausforderungen. Die Abteilung untersucht, wie sich diese Heterogenität auf den Lernerfolg auswirkt und durch welche Mechanismen Benachteiligungen im Unterrichtsgeschehen entstehen. Auf Basis dieser Forschung entwickelt und evaluiert LLiB Lehrmethoden und lernbezogene Interventionen, um unterschiedliche Lernende gezielt zu fördern. Hierfür ist entscheidend, wie gut die Lehrpersonen mögliche Stärken und Schwächen erkennen, um ihre Lernangebote entsprechend anpassen zu können. Zu diesem Zweck entwickeln mehrere Projekte Diagnostikverfahren. Dabei erforscht die Abteilung auch das Potenzial von digital gestützten Formaten, die zum Teil auf Künstliche Intelligenz zurückgreifen.
Insgesamt trägt dieser Fokus auf Unterrichten und Bewerten in heterogenen Lerngruppen zum DIPF-weiten strategischen Schwerpunkt „Differenzielle Bildungsverläufe und Bildungsbedingungen“ bei.
(b) Professionelle Kompetenz von Lehrkräften
Die Abteilung erforscht, wie und warum sich die professionelle Kompetenz von Lehrkräften unterscheidet und wie sie gefördert werden kann. Grundlage ist ein theoretisches Modell, das das Wechselspiel zwischen allgemeinen Voraussetzungen, berufsspezifischen Kompetenzen und Lerngelegenheiten beschreibt. In Längsschnittstudien untersucht LLiB die professionelle Entwicklung von Lehrkräften über mehrere Jahre hinweg. Darauf aufbauend entwickelt und evaluiert die Abteilung Angebote im Rahmen der Lehrkräftebildung. Der aktuelle Fokus liegt darauf, Lehrkräfte beim Umgang mit heterogenen Klassen und mit digitalen Formaten im Unterricht zu unterstützen.
(c) Assessment und Modellierung von Lernprozessen und Lernergebnissen
Die Abteilung legt einen starken Fokus darauf, diagnostische Verfahren zu entwickeln, mit denen sich Lernergebnisse und Lernprozesse erfassen und statistisch modellieren lassen. Dabei werden auch innovative Ansätze genutzt. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Simulationen für Testaufgaben
- Log-Daten-Analysen
- Automatisierte Textkodierungen
- Psycho-physiologische Messungen
Besonders im Blickpunkt steht die Diagnostik für den Schulbereich, aber auch Instrumente für den Bereich der Hochschulbildung werden entwickelt.
In den letzten Jahren hat es für LLiB an Bedeutung gewonnen, fachübergreifende Kompetenzen zu erfassen, insbesondere im Kontext der Digitalisierung. Die in der Abteilung entwickelten (technologiebasierten) Verfahren werden unter anderem genutzt, um in den Themenbereichen „Heterogenität“ und „Kompetenz von Lehrkräften“ zu forschen. Ein besonderer Schwerpunkt lag zuletzt auf digitalen Diagnoseinstrumenten, die Lernenden Rückmeldung zu ihren Lernfortschritten geben. So sollen die Tools das Lernen in heterogenen Kontexten unterstützen. Diese Aktivitäten tragen maßgeblich zum DIPF-weiten strategischen Schwerpunkt „Bildung in der digitalen Welt“ bei.
(d) Wissenschaft-Praxis-Kooperation
Es wird vielfach beklagt, dass Erkenntnisse aus der Bildungsforschung zu selten ihren Weg in die Praxis finden. Die Abteilung erforscht die Gründe hierfür und hat sich zum Ziel gesetzt, die Verbindung von Forschung und Schule zu verbessern. Dabei setzt LLiB auf ein ko-konstruktives Verständnis von Transfer – also auf einen wechselseitigen und gleichberechtigten Austausch. Im Einklang mit dem DIPF-weiten strategischen Schwerpunkt „Transfer und Transferforschung“ hat LLiB in den letzten Jahren mehrere Praxisprojekte aufgebaut. Vorhaben wie das „Campusschulen-Projekt“ und „Peers4Practice“ vernetzen Forschende und Lehrkräfte, während Plattformen wie „Kontext Grundschule“ auf kooperative Weise Wissen zugänglich machen. Zusätzlich erforscht die Abteilung aus einer Metaperspektive die Potenziale und Grenzen kooperativer Transfer-Formate. Ziel ist es, den Praxisbezug in der Bildungsforschung generell zu stärken.
Wie arbeitet die Abteilung LLiB?
In LLiB arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Psychologie, Erziehungswissenschaft, Lehramt und Informatik. Die Abteilung gliedert sich in vier Arbeitsbereiche:
Der methodische Zugang umfasst vielseitige Ansätze wie Längsschnittstudien, Videoanalysen, Interventionsstudien, Laborexperimente, Sekundär- und Metaanalysen sowie computerbasierte Test- und Befragungsinstrumente. Die Forschenden setzen das institutsweite Prinzip von Open Science um, indem sie Forschungsdaten und -instrumente bereitstellen, den Forschungsprozess transparent gestalten und vermehrt in Open-Access-Zeitschriften publizieren. Zusätzlich ist die Umsetzung von Open Science in der Bildungsforschung selbst ein Forschungsthema.
Innerhalb des DIPF ist die Abteilung vielfältig vernetzt, zum Beispiel durch das von LLiB und IZB gemeinsam getragene „Zentrum für technologiebasiertes Assessment“ (TBA-Zentrum), die Mitwirkung am Forschungszentrum „IDeA“ (Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk), die Kooperation „Sharing and Reusing Data“ (ShaReD) und mehrere abteilungsübergreifende Forschungsprojekte.
Extern besteht eine enge Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main – durch gemeinsame Forschungsprojekte und die universitäre Lehre. Die Abteilung LLiB trägt zudem zur Sichtbarkeit des DIPF im Rahmen internationaler Schulleistungsstudien bei. Sie ist etwa am „Zentrum für Internationale Bildungsvergleichsstudien“ (ZIB) beteiligt und arbeitet mit Organisationen wie der OECD und der „International Association for the Evaluation of Educational Achievement“ (IEA) zusammen. Darüber hinaus hat die Abteilung mehrere nationale und internationale Forschungskooperationen initiiert.