Forschungssynthesen: Evidenzbasierte Wissenschaft stärken

Die Abteilung erstellt zu unterschiedlichen Themen Forschungssynthesen. Zugleich erforscht sie deren Methodik und entwickelt sie weiter. Das erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, daher arbeiten hierbei IZB-Wissenschaftler*innen aus der Bildungsforschung, der Informationswissenschaft und der Informatik sowie aus dem Bereich des Wissenstransfers zusammen. Die enge Verzahnung mit den Infrastrukturen des IZB wie dem Fachportal Pädagogik und dem Deutschen Bildungsserver sowie die von der Abteilung koordinierte institutsweite „Arbeitsgruppe Forschungssynthesen“ unterstützen die Arbeiten und den Austausch zu dem Themenfeld.
Im Metavorhaben „Digitalisierung im Bildungsbereich“ (Digi-EBF), das von 2018 bis 2023 durchgeführt wurde, erstellte ein vom IZB koordiniertes Team von 13 Wissenschaftler*innen aus vier Forschungseinrichtungen 20 Forschungssynthesen in Form von „Critical Reviews“. Dabei ging es um Kernthemen der Digitalisierung in der Bildung. Die Arbeiten führten nationales und internationales Forschungswissen zusammen. Die Ergebnisse wurden in fünf Bänden veröffentlicht – in einer eigens dafür eingerichteten Reihe des Waxmann Verlags.
Das 2024 gestartete Projekt „Digi-EBF II“ schließt nun an diese Arbeiten an. Erneut erstellen die Wissenschaftler*innen Forschungssynthesen, die dieses Mal aber nicht auf Primärstudien, sondern auf bereits publizierten Forschungssynthesen basieren. Dazu ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Methodik von solchen Synthesen vorgesehen. So ist beispielsweise in einem heterogenen und interdisziplinären Forschungsfeld wie der Bildungsforschung eine kleinteiligere und schrittweise Annäherung sowie eine erweiterte Literatursuche in vielfältigeren Quellen notwendig. Für diese methodischen Untersuchungen nutzt das Projekt die Expertise des IZB in den Bereichen Wissenstransfer und Open Science. So sollen beispielsweise KI-Anwendungen das Vorgehen erleichtern. Zudem beschäftigen sich zwei Promotionen mit der Literaturrecherche sowie der Relevanzbewertung bei Forschungssynthesen in der Bildungsforschung.
Im ebenfalls 2024 gestarteten Projekt „ForSynData“ werden Leitlinien für Forschungssynthesen nach den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) und der PRISMA-Methode (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) erstellt. Sie sollen unter anderem für das Forschungsdatenzentrum Bildung genutzt werden, um Daten aus solchen Synthesen zu kuratieren und bereitzustellen. In dem Projekt erarbeiten IZB-Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Arbeitsbereichen gemeinsam mit Forschenden des Leibniz-Instituts für Psychologie eine Matrix, die die Methoden von Forschungssynthesen mit den internationalen wissenschaftlichen Richtlinien abgleicht. Ziel ist es, dass Forschungsdaten für jede Art beziehungsweise jede Methode von Forschungssynthesen einheitlich dokumentiert und in Datenzentren abgelegt werden. Dies wäre eine entscheidende Grundlage für eine nachvollziehbare und reproduzierbare Nutzung der Erkenntnisse aus solchen Synthesen, indem sie sich auf diesem Weg beispielsweise mithilfe von KI aktualisieren ließen oder man ein semi-automatisches Monitoring von relevanten Bildungsthemen einrichten könnte.
Derlei methodische Fragestellungen werden am IZB kontinuierlich nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Kontext diskutiert. Zu den internationalen Austauschpartner*innen gehören unter anderem:
- das „Knowledge Center for Education“ an der University of Stavanger,
- die „Education Endowment Foundation“ in London,
- das „Evidence for Policy & Practice Information Centre (EPPI) am University College London und
- das „HEDCO Institute for Evidence-Based Educational Practice“ an der University of Oregon.
Außerdem beteiligen sich die Expert*innen der Abteilung regelmäßig an Veranstaltungen der OECD und bringen sich kontinuierlich in relevante Fachgesellschaften ein, die sich mit Forschungssynthesen in den Sozial- und Informationswissenschaften befassen. Dazu zählen:
- die „Association for Information Science and Technology“ (ASIS&T),
- das Netzwerk „Open Research in Education” der „European Educational Research Association“ (EERA),
- die „Society for Research Synthesis Methodology“ (SRSM) und
- die Special-Interest-Group „Systematic Review and Meta-Analysis“ der „American Educational Research Association“ (AERA).
Ausgewählte Publikationen
Wilmers, A. (Hrsg.). (2024). Bildung im digitalen Wandel: 20 Forschungssynthesen im Metavorhaben Digi-EBF. Methode, Auswertung, Perspektiven (Digitalisierung in der Bildung, Bd. 5). Münster: Waxmann. doi:31244/9783830999126