Die Forschungsgruppe „Entstehung und Abbau von Bildungsungleichheiten im Kindes- und Jugendalter“ (EABU)

Schmuckbild: Personen vor Fahrstuhl
@DIPF
Mit einem Fokus auf sozial bedingte Unterschiede in digitalen Kompetenzen untersucht die Abteilung Bildungsungleichheiten.

Bildungsungleichheiten sind in Deutschland ein seit Jahrzehnten bestehendes Problem, das sich in verschiedenen Teilen des Bildungsverlaufs zeigt. Die soziologische Forschung macht deutlich, dass diese Ungleichheiten mit verschiedenen Faktoren auf Schüler*innen-, Eltern- und Schulebene zusammenhängen und dass sie im Laufe der Zeit auch unter veränderten Bedingungen auftreten. Eine besonders grundlegende Veränderung der Lebens- und Arbeitsbedingungen und damit auch der Lehr- und Lernbedingungen ist mit dem technologischen Fortschritt verbunden: Arbeitsabläufe werden immer digitaler, die private Lebensführung wird zunehmend von Künstlicher Intelligenz begleitet und digitale Kompetenzen sind heute für Schüler*innen und Lehrkräfte essenziell. Hier setzt die Forschungsgruppe „EABU“ an und untersucht, inwieweit digitale Ungleichheiten nach sozialer Herkunft bestehen, wie sich diese Zusammenhänge verändern und ob im Zuge der Digitalisierung Bildungsungleichheiten zu- oder abnehmen. Die Gruppe kombiniert hierzu Ansätze der soziologischen Ungleichheitsforschung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu digitalen Bildungsprozessen.

Wie die Grafik „Bildungsungleichheit im digitalen Zeitalter ...“ zeigt, unterscheiden sich die verschiedenen Akteur*innen hinsichtlich des Zugangs zu digitalen Ressourcen („first level digital divide“) und der Nutzung dieser Ressourcen („second level digital divide“). Beide Aspekte sind zentral für den Erwerb und die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Aufgrund der zunehmenden Relevanz dieser Kompetenzen für den Bildungserfolg dürften sich digitalisierungsbezogene Unterschiede nach sozialer Herkunft auch auf die Bildungsungleichheiten auswirken („third level digital divide“). Der Fokus der Forschungsgruppe liegt auf diesen Zusammenhängen. Die Wissenschaftler*innen untersuchen, welche Schüler*innen in besonderem Maße von digitalen Unterschieden betroffen sind, wie sich diese Unterschiede über die Zeit verändern, wann sie im individuellen Bildungsverlauf entstehen und wie sie zu erklären sind. Daran anschließend soll erschlossen werden, unter welchen Bedingungen sich digitale Ungleichheiten und Bildungsungleichheiten reduzieren lassen (protektive Faktoren).


Zentrale Akteur*innen und digitalisierungsbezogene Aspekte, die mit Bildungsungleichheiten im digitalen Zeitalter verbunden sind


Verschiedene Datengrundlagen bilden die Basis für diese Analysen – zum Beispiel:

  • Die PISA-Daten von 2000 bis 2022 ermöglichen es, die Veränderung der genannten Zusammenhänge im Zeitverlauf zu untersuchen.
  • Anhand der Daten des „Nationalen Bildungspanels“ (NEPS) wird analysiert, wie sich die digitalen Kompetenzunterschiede innerhalb des Lebensverlaufs entwickeln und ob die Schule diese kompensiert oder eher verstärkt.
  • Die Daten der „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) sollen Aufschluss darüber geben, bei welchen digitalisierungsbezogenen Aspekten herkunftsspezifische Unterschiede bestehen und wie ein hinreichendes digitales Kompetenzniveau erreicht werden kann.

Erste Ergebnisse zeigen: Die sozialen Unterschiede in den digitalen Kompetenzen hängen insbesondere mit unterschiedlichen Unterstützungs- und Lerngelegenheiten in Familie und Schule zusammen. Interessanterweise finden sich aber auch Schulen, deren Schüler*innen trotz vermeintlich ungünstiger Bedingungen ein überdurchschnittliches Kompetenzniveau aufweisen. Die Forschungsgruppe wird sich im weiteren Verlauf auf diese resilienten Schulen konzentrieren und mit einer verbesserten Datenlage herausarbeiten, wie deren Erfolg zu erklären ist.

Ausgewählte Publikationen

Lörz, M., Drossel, K., Eickelmann, B. & Fröhlich, N. (2024). Against all expectations? What are the differences between resilient and non-resilient schools in the CIL domain. Social Sciences & Humanities Open, 10, 10111. doi:1016/j.ssaho.2024.101111

Bildquellen v. o. n. u.
Grafik: @Mark Markstein